Es ist also vollbracht ... hoffe und glaube ich. Hier der Nachbericht, vllt. ja auch für Leutz interessant, die wie ich - ohne große Schraubererfahrung - an Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten gehen.
Aufgrund der vielen - durchaus sehr unterschiedlichen - Infos zum Ablauf beim Wechsel der Federn und beim Tausch des Gabelöls bin ich mir gemischten Gefühlen an die Sache ran:
1. Das Corpus delikti, Gabelholm demontiert.
Ging völlig problemlos. Beim Vorderradausbau sollte man drauf achten, dass die Steckachse durch eine Mutter im rechten Holm ganz unten gesichert wird. Die sollte man lösen, am besten bevor man mit Gewalt versucht die Steckachse zu entfernen ... Ansonsten kein Problem. Der Gabelholm ging leicht drehend relativ leicht aus den Brücken zu lösen. Wenn man mit einem Schraubendreher leicht in den Spalt der unteren Gabelbrücke hebelt, dann geht es noch besser. Bremssättel entfernen ist ein bisschen gefriemel, weil die nur ganz knapp zwischen Felge und Scheibe rausgehen. Besser auch hier ohne Gewalt, mit Geduld. Passt schon.
Wichtig: Oberen Verschlussstopfen lösen, wenn der Holm noch eingebaut ist. Sonst wirds nachher problematisch. Selbst bei gelöstem Stopfen hatte ich leichte Probleme, weil ich nicht wusste wie weit ich den rausdrehen kann.
So viel habe ich rausgedreht:
Und so sieht der demontierte Stopfen aus:
Der hat aber relativ viel Gewinde - also nicht so sparsam sein. Die Gummidichtungen sahen noch sehr gut aus. Habe sie trotzdem getauscht. Gab es für ganz kleines Geld beim Händler, sicher ist sicher ....
Der Stopfen steht tatsächlich unter Druck von der Feder, sollte also vorsichtig gelöst werden. Bei mir war nicht sehr viel Druck drauf, trotzdem kommt einem sofort die Distanzhülse mit entgegen, wenn der Stopfen entfernt ist. Also schön Gegendruck ausüben. War aber nicht dramatisch.
Zum Innenleben - ebenfalls kein Problem. Als erstes kommt die Distanzhülse (quasi wie von selbst) raus. Oben auf der Feder liegt ein O-Ring, dann kommt die Feder selbst. Mit umgebogenen Draht ging es sehr leicht, beide Teile aus dem Holm zu ziehen.
Ich habe an dieser Stelle (aus reiner Neugier
) mal gemessen. Bei völlig zusammengedrückter Gabel, ohne Feder etc. hatte ich
vor dem Wechsel 15 cm (150 mm) Luftpolster - also von der Öl-Oberfläche bis zum oberen Rand des Gabelrohrs. Ich bin 182 cm groß und wiege (leider) knappe 100 Kilo. Vorher war mir die Gabel zu schwammig und weich und ich hatte schon ein paar Mal das Gefühl das sie durchschlägt. Jetzt war ich also etwas unsicher. Mehr Öl (heißt dann ja auch weniger Luftpolster - also vermutlich härter gefedert) wäre aus logischen Gründen eigentlich die richtige Überlegung gewesen. Ich wollte es ja härter haben. Empfohlen sind aber 160 mm Luftpolster. Ich habe mich entschieden, der Empfehlung zu folgen - obwohl es mir eigentlich falsch erschien.
Dass die Federn (alt oben, neu unten) aber recht unterschiedlich lang sind, hatte mich bei dieser Überlegung schon auch beeinflusst. Ist ja mehr Metall dann im Holm, da muss wohl auch weniger Öl rein. Gemessen liegt der Unterschied dann tatsächlich bei knappen 3 cm. Also waren meine alten Federn schon stark gestaucht - oder Wirth liefert längere mit.
Nach etlichen Malen pumpen, also Tauchrohr ins Standrohr und wieder raus, rein, raus ... (hat mir an anderer Stelle schon mal mehr Spaß gemacht
) hatte ich dann den Eindruck, dass der alte Schmodder (sieht tatsächlich so aus und richt auch so) völlig raus war. Also Messbecher sauber bis 500 ml mit frischer Plörre gefüllt und in mehrere Schritten eingefüllt. Dazwischen immer schön gepumpt, für die Verteilung. Bei 500 ml hatte ich die 160 mm Luftpolster noch nicht erreicht. Also noch einen kleinen Schluck dazu. Knapp unter 520 ml Öl hatte ich die bei Wirth (siehe deren Homepage) für die XJR-Gabel empfohlenen 160 mm dann erreicht.
Achtung: Nicht wundern. Obwohl ich auf der anderen Seite alles ganz genauso gemacht habe, habe ich weniger Öl reinbekommen. Ich bin also mit einem Liter ausgekommen. Surprise, surprise.
Kleine Bemerkung am Rande: Im einen Holm war total schmutzige alte Plörre drin, im anderen ziemlich frische. Da hatte der Vorbesitzer scheinbar schon mal die Finger dran. Das kann eigentlich kein gutes Zeichen sein, wenn der nur an einem Holm frickelt. Da hatte Lucie bestimmt schon mal einen Schaden ...
Neue Feder (nach dem Messen) rein ...
In der Einbauanleitung (war doch dabei) steht, dass die Wirth-Feder die alte Feder inkl. Distanzstück ersetzt. Dann hätte sie aber deutlich länger sein müssen (das Distanzstück ist ziemlich genau 18 cm lang). Nur wenn das zutrifft, dann soll und muss man das Distanzstück weg lassen. So groß war der Unterschied bei mir aber nicht. Also wieder unsicher ...
falsche Feder geliefert, soll das Distanzstück trotzdem raus ... oder doch lieber wieder rein ... . Ich habe mich entschlossen, dass das Stück wieder mit rein muss. Muss man halt beim Einbau etwas mehr Druck ausüben ... was allerdings ein Problem ist
Bei mir war die alte Feder mit den engen Wicklungen nach oben eingebaut. So steht es auch übereinstimmenden in der Einbauanleitung von Wirth. Im Werkstatthandbuch steht es andersrum. Wieder unsicher ... aber Wirth wird schon wissen, was die da schreiben und vorher war es auch ja so, also: Enge Wicklungen nach oben - fertig. Wir schon gehen ...
O-Ring oben drauf, Distanzstück rein - steht aber sehr weit über. Man muss schon heftig drücken, wenn das Ding wieder ganz im Holm verschwinden soll. Dabei drückt man aber automatisch das Tauchrohr ins Standrohr und die Feder kommt weiter raus - obwohl sie doch wieder rein soll ... und nu
Ging nicht gut, vor allem wenn man alleine ist.
So habe ich es wieder hinbekommen:
Holm in die untere Gabelbrücke ein gutes Stück reinschieben, dann festschrauben. Mit der verlängerten Ratsche kann man dann durch die obere Gabelbrücke durch genug Druck ausüben, um den Stopfen inkl. Distanzstück wieder in den Holm zu drücken und festzuschrauben. Das war aber definitiv der schwierigste Part der Aktion. Ganz schön wacklig, mit hohem Druck und nicht verkantet und dann muss man ja auch noch gleichzeitig drehen, bis das Gewinde packt. Hat gedauert, ging aber, kann man auch alleine schaffen
Dann noch ein bisschen sauber machen, alles wieder schön verschrauben, gut gucken, dass beide Holme oben gleich weit aus der Brücke schauen und
Am Folgetag dann die restlichen Arbeiten ... putzen ... und alles wieder schön zusammengeschraubt. Voller Vorfreude auf die Testfahrt, letzte Schraube festgezogen und ... was sehe ich ... SCHNEE, scheiß SCHNEE.
Aber egal, für ne Testfahrt musste es reichen. Federt (für meinen Geschmack genau richtig) und fährt wieder, meine Lucie und ich war echt froh
War nur ´ne kleine Runde, aber alles funzt.
Adele,
Max
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