Hallo, ihr Kettenradfahrer ;)
Die Kette ist für mich das Sorgenkind der XJR. Nichts braucht mehr Aufmerksamkeit und nichts bereitet mehr Aufwand. Ihr wisst schon: schmieren und sauber halten. Sicher, man kann die Kette auch vernachlässigen und zwar erstaunlich lange. Man kann die ganze Dicke erstaunlich lange vernachlässigen, ohne dass sie gleich rumhäult, wie gewisse Südeuropäerinnen ;) Ich bin aber einer der unverbesserlichen Pedanten, die ein möglichst sauberes und optimal gewartetes Moped bevorzugen. Kurzum: Ich setz' mich nicht gern auf ungepflegte Dinge ;)
Als ich meine XJR im Herbst 2016 nagelneu beim Händler abholte, sah ich zu meinem Entsetzen, dass die Kette mit dem tollen weißen Kettenfett einbalsamiert war. Das motivierte mich noch mehr den neuen Motor möglichst wenig zu drehen. Trotzdem verteilte sich die Pampe nach nur wenigen Kilometern über das ganze Moped, noch bevor ich Gelegenheit hatte das Zeug zu entfernen. Noch Wochen später entdeckte ich Reste der Pampe an Stellen, wo man sich fragt, wie eigentich kam das Zeug dahin?
Ich benutzte dann das farblose Caramba. Gut getestet, gerade im Hinblick aufs Abschleuderverhalten und von den Kumpels empfohlen. Die Kette wurde saubergehalten, oft und dafür sparsam geschmiert und dem Fett ausreichend Zeit zum Ablüften gegeben. Im Vergleich zu dem, was man so sieht, war meine Kette und das Moped auch stets in gepflegtem Zustand. Trotzdem fliegt das Fett natürlich weg und der zähe Honig lässt sich nur widerwillig entfernen. Woher soll das Fett auch wissen, dass es sich auf der Kette festzukrallen hat und überall sonst leicht entfernbar sein soll ;)
Ok, ich hatte mich irgendwann damit abgefunden ein Putzsklave meiner Kette zu sein. Kann ja auch etwas Meditatives haben, so eine Kettenpflege. Doch dann kam ich auf die Idee den Ze-tec Öl-Filter Adapter einzubauen, der schon Monate herumlag. Mir schwante schon, dass das dazu notwendige Freilegen des Ritzels keine erfreuliche Ansicht böte, aber meine Phantasie ist offenbar begrenzt. Was sich da nach gerade mal 7000 km angesammelt hatte, zeigte mir, dass das geändert werden muss. Besondere Bedenken machte mir die Kupplungsdruckstange. Die wird permanent mir der sandigen Schleifpaste beschleudert und die wird dann beim Kuppeln gegen die Dichtung gedrückt. Ist natürlich geradezu absurd konstruktiv gelöst und wäre werksseitig mit geringstem Aufwand vermeidbar, z.B. mit einem Faltenbalg. Nach etwas "Meditation" ( siehe oben) und einer Dose Kettenreiniger (ist das Zeug eigentlich gesund? ;) , sagte ich mir: "Das machst Du nicht noch mal". Als erstes bastelte ich einen provisorischen Schutz aus Kunststofffolie für die Druckstange, langfristig kommt ein Faltenbalg dran. Dann beschäftigte ich mit alternativen Schmiermethoden. Kettenöler waren für mich bislang Biker, die man daran erkennt, dass sie gewöhnlich irgendwo Ölflecken haben oder hinterlassen. Auf den Klamotten, auf dem Moped, auf dem Asphalt und sogar auf dem Visier, wenn man hinter ihnen herfährt. Desweiteren hatte ich eine ästhetische und technische Abneigung gegen die üblichen Öler Systeme. Doch dann entdeckte ich den Nemo Öler. Ein gefälliges Alu Teil und eine verblüffent einfache technische Auslegung. Das, was man darüber erfahren konnte, war auch durchweg positiv. Also wurde das System besorgt. Klar war, dass das Ding auf keinen Fall an den Lenker kommt (so ist es empfohlen). Das sähe ähnlich blöd aus, wie die billigen Behältnisse neuerer Mopeds für Brems- bzw. Kupplungsfüssigkeit. Es fand sich ein geradezu idealer Platz an der Lichtmaschine: Quasi optisch integriert, kurzer Schlauchweg und bestens bedienbar. Der Schlauch wurde, wie vorgesehen, bis zum Kettenrad geführt.
Nach bislang etwa 1000km kann ich sagen: es gefällt. Die Bedienung ist genial einfach. Man bestimmt mit einem kurzem Dreh am Behälter, dass und wie lang geölt wird. Muss man dann unerwartet anhalten, kann man mit einem Dreh in Gegenrichtigung das Ölen ohne Nachtröpfelei abrechen. Klar, auch wenn man sparsam ölt, fliegt Öl weg (und prinzipiell soll das ja auch so sein), aber das Wegwischen von Öl macht gerazu Freude im Vergleich zu dem zähen Honig ;).
Das einseitige Zuführen am Kettenrad ist allerdings nicht ideal. Damit die Kette über die gesamte Breite geschmiert wird, muss man einfach zuviel Öl zuführen. Besser wäre eine mittige Zuführung. Das haben natürlich andere schon längst mitbekommen und es gibt eine ganze Reihe alternativer Lösungen. Ich habe zunächst mal die Zuführung mittig auf die Kette direkt nach dem Ritzel verlegt. Die Kette wird nun gleichmässig benetzt. Wie das abschleudermässig aussieht, muss sich noch zeigen.
Jedenfalls ist es besser als mit Kettenfett. Das Moped und auch die Kette sind deutlich einfacher sauber zu halten. Nebenbei ist es auf längere Sicht auch günstiger und spart sogar Sprit ( dazu gab es einen Test, man spricht von 3,6% ). Ich kann zumindest bestägigen, dass die XJR mit Öl leichter (weg-) rollt als mit Fett. Ich legte immer einen kleinen Klotz unter den Seitenständer damit die Maschine möglichst waagerecht steht zum Aufbocken. Das ging bislang immer gut, nie wollte die Dicke wegrollen. Seitdem ich den Öler verwende, weiss ich, dass die Garage ein Gefälle hat. Im Ernst: Der kleine Klotz tut es nicht mehr, die Dicke will nun abrollen.
Gruß UIi
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