Hallo,
nachdem ich mehrfach gebeten wurde Einzelheiten zu meinem Umbau mitzuteilen, ein kurzer Abriß meiner damaligen Aktivitäten. Leider steht die 4PU nicht mehr auf meinem Hof.
Ich wollte immer ein Naked Bike, dem man die Kraft ansieht, also möglichst reduziert auf Motor, Fahrwerk und Sitzgelegenheit.
In diesem Teil fand ich eine gute Basis, allerdings war mir das Heck immer noch zu pompös. Der Vorbesitzer hatte schon den Frontscheinwerfer, den Frontfender, die Armaturen (chinesische Kopie vom Acewell) reduziert sowie die Heckverkleidung um einige cm gekürzt.
Ich habe lange über Horbecker o. ä. Hecks nachgedacht, mich dann aber für eine eigene Lösung komplett ohne Kunststoff entschieden.
Da in meiner Nähe direkt nebeneinander liegend eine Rohrbiegefirma und ein Metallbauer mit Lizenz zum Rahmenschweißen und Motorsporterfahrung ansässig sind, habe ich dort angefragt.
Ich habe mir von der Rohrbiegefirma ein dem Sitzverlauf folgendes Rohr biegen/ zusammenschweißen lassen – nur grob mit langen Enden, genau anpassen wollte ich es erst, wenn das originale Heck ab ist.
Verwendet wurde ein geschweißtes Präzisionsstahlrohr Güte E235, S2 (gebeizt) DIN EN 10305-3, 28 x 2 mm. Bekannt auch unter der alten Bezeichnung St37-2, sicherer (für den Prüfer) wäre wohl ein ST50. Das original Rohr an dieser Stelle hat 25 x 2mm. Noch ein bisschen Sicherheit – und dick sieht besser aus ! Noch dicker kann Dir aber keiner biegen.
Als erstes Heckverkleidung ab, Batterie ausbauen, Sicherungskasten abschrauben, Heckunterverkleidung ab, Leitungen nach vorne legen.
Dann direkt nach dem Knotenblech (Aufnahme Federbein) das Rahmenheck abflexen.
In das von hinten sichtbare Loch im verbleibenden Rahmenrohr wurde je eine Scheibe eingeschweißt, in welche dann mittig eine Einnietmutter eingepreßt wurde – diese dient dann zur vorderen Befestigung der neuen Heckunterverkleidung.
Die Querstrebe mit Sitzbankverriegelung wurde ebenfalls abgeflext, da die Sitzbank hinten etwas runterkommen sollte. Ziel war eine fluchtende Linie von Seitendeckelkontur und Sitzbank Unterkante.
Dann das neue Rohr am verbleibenden Rahmen anhalten und so nach innen biegen (unter Einsatz einer Schweißflamme im Schraubstock frei gebogen), daß die Enden seitlich am Rahmen anliegen. Achtung die Enden der runden Rohrkontur des Rahmens anpassen. Nur Heften !
Dann die Querstrebe in den Ecken einschneiden, die Seiten nach außen biegen und Schnitte wieder verschweißen. Die Seiten in der Höhe kürzen. Am besten funktioniert das, indem die Strebe am Sitz eingerastet, der Sitz am Tank eingehangen und damit die resultierende Sitzposition geprüft wird. Wenn das paßt, Querstrebe anheften. Wieder mit Sitz mehrmals prüfen (Sitzarretierung soll ja funktionieren). Wenn alles paßt und gut aussieht, komplett schweißen und Knotenbleche zur Versteifung jeweils oben und unten einschweißen. Die Bleche haben wir live zugeschnitten und angepaßt (2mm Stahlblech).
Am Rohr ist ganz hinten noch eine Aufnahmelasche für die hintere Befestigung der neuen Heckunterverkleidung anzuschweißen und wieder mit Einnietmuttern zu bestücken.
Danach kam die Unterverkleidung dran. Erst einmal die alte Unterverkleidung so abschneiden, daß sie auch an den Knotenblechen der Federbeinaufnahme endet. Das geht gut mit Metallsäge und Cuttermesser. Diese dann einbauen. Dann ein 2mm Blech, welches der Innenkontur des neuen Heckrahmens folgt (mit 3mm Abstand) zuschneiden, biegen und im Bereich des Kunststoffteiles überlappend bördeln (runde Kontur). Dabei werden auch die Öffnungen des Knotenblechens Federbeinaufnahme mit abgedeckt. 4 Bohrungen für die Befestigung (an Aufnahmelasche und Rahmenrohr) sowie weitere 4 Bohrungen für den Nummernschild- und Leuchtenträger einbringen. Dann können schon Leuchte und Nummernschildträger befestigt werden. Da ich ich ein wenig Schiß hatte wegen möglicher Vibrationen, wurde noch eine Querstrebe (ebenfalls 4x gebohrt) aus 3mm Blech zwischen das Rohr geschweißt, daran sollten Lampe und Nummernschildträger sicher halten. Ist etwas fummelig bei der Montage, aber macht Sinn.
Da ich das Heck nach unten genommen habe, mußte ich die seitliche Kontur der Sitzbank ändern. Das heißt, Bezug runter und den Kunststoff mit einer Stichsäge bearbeiten bis der Fugenverlauf zwischen Seitendeckel und Sitzbank wieder paßt und mittig nichts irgendwo aufsitzt. An der Sitzbank habe ich die zweite Reihe Gummiauflagepunkte entfernt und hinten die Abstützpunkte (2 Dome) gekürzt. Hinten hatte das Rohr nicht 100 %ig an die Sitzkontur gepaßt, da habe ich 10mm aufgefüttert und so den Spalt geschlossen.
Lack drauf, fertig.
Ist TÜV abgenommen und eingetragen.
Nun das Ergebnis. Kennen ja einige schon aus der Galerie.
So, und jetzt fahr ich noch ein wenig mit meiner neuen RP02.
Das nächste Projekt wartet aber schon.
Gruß
Thomas